Wissenschaftliches Programm / 6 Juli / Plenum 09:00 - 10:30

Sprache: Englisch, mit Übersetzung in Deutsch, Italienisch und Französisch

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Perspektiven von Einsamkeit, Bildung und Narrativen

Prof. Dr. Anja MACHIELSE

Theater Giovanni da Udine / Von 09:00 bis 09:45 Uhr

placehold

Anja MACHIELSE

Anja Machielse ist Professorin und beschäftigt sich mit der Stärkung verletzlicher älterer Erwachsener. Ihre Forschung konzentriert sich auf Menschen, die nur eingeschränkt in der Lage sind, mit der Komplexität des täglichen Lebens umzugehen. Fragen nach sozialer Verwundbarkeit (Einsamkeit, soziale Isolation), Beziehungsbeteiligung und Sinnhaftigkeit stehen im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Sie schrieb mehrere Bücher und Artikel über soziale Kontakte, Einsamkeit und soziale Isolation (unter anderem): Soziale Isolation in der modernen Gesellschaft (New York/London: Routledge). Sie ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der niederländischen Regierung für die Politik zur Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation.

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Perspektiven von Einsamkeit, Bildung und Narrativen

Soziale Beziehungen zu Verwandten, Freunden und Bekannten sind wichtige Ressourcen für das persönliche Funktionieren von Menschen und bieten eine einzigartige Chance, die Bedürfnisse der Zugehörigkeit zu erfüllen. In modernen westlichen Gesellschaften sind sinnvolle und unterstützende persönliche Beziehungen jedoch weniger selbstverständlich geworden. Aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen (wie Individualisierungsprozesse) können Menschen weniger auf „gegebene"; Bindungen, wie Familien- oder Nachbarschaftsbeziehungen zurückgreifen. Besonders große Lebensereignisse können Einsamkeit verursachen: Eine Scheidung, der Tod eines geliebten Menschen, Ruhestand, Umzug, ein abnehmender Gesundheitszustand und das Altern haben oft einen negativen Einfluss auf die Größe oder Qualität des sozialen Netzwerks.

Anja Machielse untersucht in ihrem Vortrag verschiedene Aspekte der Einsamkeit: die große Vielfalt unter einsamen Menschen, die Folgen der Einsamkeit für ihr Selbstwertgefühl, ihre Selbstachtung und ihren Mangel an sozialer Unterstützung. Sie untersucht auch die persönlichen und sozialen Kompetenzen, die notwendig sind, um sinnvolle Kontakte zu knüpfen; Fähigkeiten, die notwendig sind, um Verletzlichkeit zu zeigen und um Hilfe in schwierigen Zeiten zu bitten. Anja Machielse gibt auch einen Einblick in die Strategien, mit denen einsame Menschen mit ihrer Situation umgehen, und die Möglichkeiten, die sie sehen, ihre Situation zu verändern. Sie zeigt, dass einsame Menschen Gewohnheiten und Rituale entwickeln, um ihren sozialen Bedürfnissen gerecht zu werden, die aber oft ihre Einsamkeit verstärken. Der Vortrag macht deutlich, dass soziale Interventionen zu den Ambitionen und Strategien der beteiligten einsamen Menschen passen sollten.